Klinische Forschergruppe 273 Harninkontinenz

Therapie der Harninkontinenz durch zellbasierte Regeneration des Harnröhrensphinkters

Therapie der Harninkontinenz durch zellbasierte Regeneration des Harnröhrensphinkters

Beschreibung

Harninkontinenz, definiert als häufiger ungewollter Harnverlust, führt bereits in geringem Ausmaßzu sozialen, bei größeren Mengen aber auch zu gesundheitlichen Problemen. Die in Deutschland allein durch Behelfsmittel für Inkontinenz entstehenden Kosten übersteigen jährlich eine halbe Milliarde Euro. Für die häufigste Ursache von Harninkontinenz, der Streßinkontinenz (SUI), meist bedingt durch eine Schwäche oder Fehlfunktion des Harnröhrenschließmuskels, existiert bisher keine nachhaltige kurative Behandlung. Die Klinische Forschergruppe (KFO) untersucht verschiedene Aspekte einer möglichen kurativen, zellbasierten Therapie zur Stärkung des geschwächten Harnröhrensphinkters

Harninkontinenz entspricht dem objektivierbaren unfreiwilligen Urinverlust, der ein großes und vielschichtiges Problem darstellt, welches vor allem die betroffenen Patienten selbst in ihrer Lebensqualität, Hygiene, Gesundheit (akute und chronische Harnwegsinfekte bis hin zu dauerhafter Organschädigung) und ihrem sozialen Anschluss beeinträchtigt, aber auch ihre Umgebung sehr belasten kann. Allein in Deutschland leiden etwa sechs bis acht Millionen Frauen und Männer an Inkontinenz.[nbsp] Häufigste Form der Harninkontinenz ist die Belastungs- oder Stress-Inkontinenz (Stress Urin-Inkontinenz  SUI), deren Hauptursache meist eine Schwächung oder Fehlfunktion der Sphinktermuskulatur ist. Eine nachhaltige kurative Behandlung einer Sphinkter-bedingten Belastungsinkontinenz existiert für die Mehrzahl der Patienten bis heute nicht.
Die Zunahme der SUI im höheren Alter korreliert direkt mit der spontanen Apoptoserate der Muskelzellen im Blasenschließmuskel. Auch Muskelverletzungen können im Alter zu einem verstärkten Inkontinenzrisiko beitragen. Weitere Risikofaktoren sind Körpergewicht, Operationen im Bereich des Beckenbodens und Schwangerschaften bzw. vaginale Geburten und der perimenopausale Lebensabschnitt. Anatomische und funktionelle Studien bestätigten, dass sowohl der quergestreifte externe Harnröhrensphinkter als auch die dreilagige glatte Muskulatur der Harnröhre den Kontinenzmechanismus darstellen. Funktionelle Einschränkungen des Rhabdosphinkters oder Tonusverlust der glattmuskulären Harnröhre sind hauptverantwortlich für das Entstehen von SUI. Unter günstigen Umständen kann der Verlust an funktionellen Muskelzellen im M. sphinkter uretrae externus zunächst durch Verbesserung der Funktion der verbliebenen Zellen zeitweise kompensiert werden. Eine zellbasierte Therapie zur Stärkung des aus verschiedenen Ursachen geschwächten Schließmuskels, sowie eine mögliche Verbesserung der Innervation stellen daher aussichtsreiche, die wirkliche Ursache des Problems angreifende, Therapiekonzepte dar.
Drei klinische Kernfragen stehen dabei im Mittelpunkt: 1.) Können Zellen oder Implantate zielgenau und intraoperativ nachvollziehbar in den Harnröhrenschließmuskel appliziert werden? 2.) Integrieren sich die applizierten Zellen physiologisch in den Muskel und finden sie Anschluss an den nervalen Steuermechanismus? 3.) Verbleiben die applizierten Zellen vital im Injektionsgebiet,und welche regenerative Rolle spielen sie über die Zeit?

Projektpartner:

  • Dr. S. DiGiovanni, Hertie Institut für Klinische Hirnfoschung
  • Prof. Dr. ing. O. Sawodny, Institut für Systemdynamik, Universtität Stuttgart
  • Prof. Dr. med. A. Stenzl, Urologische Klinik Tübingen
  • Prof. Dr. med. K.D. Sievert, Urologische Klinik Tübingen
  • Prof. Dr. rer. nat. B. Pilcher, Abt. Präklinische Bildgebung und Radiopharmazie, Radiologische Klinik Tübingen
  • Prof. Dr. rer. nat. E. Guenther, Naturwissenschaftliches Medizinisches Institut an der Universtität Tübingen
  • Prof. Dr. rer. nat. W. Aicher, Urologie Tübingen und Zentrum für Regenerative Medizin (ZRM)
Projektlaufzeit:
01.07.2012 - 30.06.2015
FKZ:
KFO 273