Stärkung der regionalen Spitzenforschung durch Aufbau eines Nanoanalytikzentrums im Technologiepark Tübingen-Reutlingen
Mit seiner Projektidee zum Aufbau eines Nanoanalytikzentrums im Technologiepark Reutlingen-Tübingen gehört das NMI zusammen mit seinen Projektpartnern zu den glücklichen Gewinnern des EU-EFRE-Landeswettbewerbs „RegioWIN“. Bei der feierlichen Prämierung im Haus der Wirtschaft in Stuttgart nahm Prof. Dr. Hugo Hämmerle, Institutsleiter des NMI Reutlingen, heute die frohe Botschaft entgegen, die mit einem Investitionsvolumen von knapp 6,5 Millionen Euro verbunden ist. „Dies ist ein besonderer Erfolg für das NMI, seine Partner und die Region Tübingen-Reutlingen-Zollernalb“, freut sich Hämmerle über die Auszeichnung. „Mit dem Nanoanalytik-zentrum stärken wir die Spitzenforschung und damit die Zukunftsfähigkeit der Region. Das neue Zentrum ermöglicht Unternehmen und Forschungseinrichtungen einen direkten Zugang zu analytischer Spitzentechnologie, die für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren heute unverzichtbar ist, um ganz vorne mit dabei zu sein.“
Ziel des Landeswettbewerbs RegioWIN ist es, die Stärken und Schwächen einer Region zu identifizieren und daraus eine Zukunftsstrategie im Hinblick auf Innovation, nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung zu erarbeiten. Insgesamt vierzehn Regionen Baden-Württembergs nahmen an dem Wettbewerb teil und stellten in einem über zwei Jahre laufenden Bewerbungsverfahren ihre Entwicklungskonzepte und Projektvorschläge vor. Ausgeschrieben wurde der mit Fördermitteln in Höhe von 68 Millionen Euro ausgestattete Wettbewerb vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Das NMI beteiligte sich im Rahmen des Wettbewerbsbeitrags „FORTUNA“ (Forschung, Technik, Umwelt, Natur Neckar-Alb) der Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb. In einem einmaligen Prozess mit vielen Akteuren aus der Region Neckar-Alb wurde ein regionales Entwicklungskonzept mit zwei prämierten Leuchtturmprojekten erarbeitet. Neben dem Aufbau eines Nanoanalytikzentrums wurde die Einrichtung eines Forschungscampus BioMedTech beantragt – eine Projektidee, die heute ebenfalls prämiert wurde.
Nanoanalytik spielt heute in vielen Bereichen der Materialforschung eine zentrale Rolle. Für die industrielle Entwicklung und Verarbeitung neuer Werkstoffe wie auch für die Grundlagen-forschung ist die Erforschung kleinster Strukturen im Maßstab des millionstel Millimeters heute unverzichtbar. Produktinnovationen sind heute häufig Werkstoff- oder Oberflächen-innovationen. Deshalb bietet die Nanotechnologie besonderes Potenzial für innovative Unternehmen. Veränderungen der Materialeigenschaften werden oft durch feinste Unterschiede in der Zusammensetzung auf der Mikro- und Nanometer-Skala bestimmt, welche nur mit analytischer Spitzentechnologie nachgewiesen werden können. Diese Entwicklung greift die Projektidee des NMI zum Aufbau eines Nanoanalytikzentrums auf.
Mit den nun bewilligten Fördergeldern wird im Technologiepark Tübingen-Reutlingen ein modernes Forschungs- und Dienstleistungszentrum für hochauflösende Nano-analytik errichtet. Bis 2016 wird dafür in direkter Nachbarschaft zum NMI ein Gebäude mit Labor- und Büroräumen entstehen. Herzstück des neuen Zentrums wird das „TEM“ sein, ein hochauflösendes, analytisches Transmissionselektronenmikroskop. Gleich-zeitig wird in die präparative Ausstattung des Zentrums investiert, um das Potenzial des TEMs und der anderen Nanoanalytik-Instrumente effektiv ausschöpfen zu können.
Das neue Zentrum soll Unternehmen der Medizintechnik und produzierenden Industrien sowie Forschungseinrichtungen aus Baden-Württemberg eine unkomplizierte Nutzung der Nanoanalytik, insbesondere der hochauflösenden Elektronenmikroskopie, für ihre Material-forschung, Werkstoff- und Produktentwicklung ermöglichen. Das Nutzungsmodell sieht ausdrücklich einen niederschwelligen Zugang für Praktiker aus Unternehmen vor. Sie sind eine wichtige Zielgruppe des neuen Zentrums und sind eingeladen, mit ihren Frage-stellungen und Materialproben aus der Produktentwicklung und -fertigung die neuen Analysemöglichkeiten zu nutzen.
„Wir wollen mit dem Zentrum eine regionale Anlaufstelle für innovative Unternehmen mit werkstofftechnischen Fragestellungen und Produktideen schaffen. Unternehmen müssen sich nun nicht mehr nach Aachen oder Zürich wenden. Sie können zukünftig in ihrer Nähe materialwissenschaftliche und nanotechnologische Expertise, Beratung und Unterstützung nutzen. Gleichzeitig wollen wir mit dem Zentrum Wissenschaftler anziehen, die hier sowohl Grundlagen- als auch anwendungsorientierte Forschung betreiben können. Von dem Austausch und der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Nutzer aus Wissenschaft und Wirtschaft können beide Seiten zusätzlich profitieren“, umfasst Hämmerle die Ausrichtung des Projekts.
Die Bedeutung für die Region zeigen auch die zahlreichen Unterstützungsschreiben für das Projekt. Insgesamt 35 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerke formulierten im Vorfeld der Bewerbung den Bedarf an hochwertiger Nanoanalytik und unterstrichen die Relevanz für die Region. Zu den wissenschaftlichen Kooperations-partnern des Projekts gehören unter anderem fünf Institute der Innovationsallianz Baden-Württemberg sowie die Universität Tübingen. Mit gemeinsamen Forschungs-projekten und Analyseaufträgen werden sie zum erfolgreichen und kostendeckenden Betrieb des neuen Zentrums beitragen.